8 Jahre fadisiert
Das war die Aussage von einem Diskussionsteilnehmer im Arbeitskreis „Bildung und Generationen“ bei der Internetoffensive gestern. Nicht er hat sich fadisiert, sondern sein Sohn, der heuer maturiert. Ich weiss nicht, wie eure Erinnerungen an die Schulzeit sind, aber ich hab mich sicher nicht fadisiert;-)
Es gab stĂ€ndig etwas Neues, ich lernte auch einiges, was mir „unnĂŒtz“ vorkam, aber im groĂen und ganzen war ich immer mit Neuen Dingen konfrontiert, denen ich nachrennen muĂte. Damals kannten wir kein Internet, kein Handy, kein Skype, kein Wikipedia. Die Schule war Schule, auĂer den SchulausflĂŒgen und einigen Wettbewerben hatten wir mit der AuĂenwelt keinen Kontakt, keine Beziehung und keinen Austausch.
Heute kann ich mir NICHT vorstellen, in einer Klasse zu sitzen, wo es
- keinen Beamer gibt
- keinen Internetzugang gibt
- keinen Rechner gibt
- wo man von der AuĂenwelt abgeschieden vor sich hin lernen muss (gilt fĂŒr die FHs, UNIs genauso)
Wie schaffen wir es, die Welt, in denen sich jetzt Kinder und Jugendliche bewegen, in die Schulen zu ĂŒbertragen, sodass der Bruch zwischen Freizeit und Schule nicht diese AusmaĂe bekommt, und ein 19 JĂ€hriger nicht behaupten kann „er hat sich 8 Jahre fadisiert“.
Was denkt ihr?
Das mit dem âsich fadisierenâ (ich wusste, dass ich noch nicht alle österreichischen Wörter kenne!) kann ich nachvollziehen. Meine Schulzeit ist ja noch nicht so lange her.
Letztlich habe ich auĂer SchlĂŒsselfĂ€higkeiten (Lesen, Schreiben, Einmaleins, Englisch und einem Schuss Allgemeinbildung, ĂŒberspitzt gesagt) auch nicht mehr aus der Schule mitgenommen. Die Schule wurde fĂŒr mich in dem Moment zu einem Nebenschauplatz, als ich Computer und Internet fĂŒr mich entdeckte und mich dafĂŒr zu interessieren begann.
Das wurde von den LehrerInnen eigentlich immer eher belĂ€chelt, bzw. als Spielerei abgetan. Gefördert wurde ich nie. Ich hĂ€tte gerne – auch wĂ€hrend meiner Schulzeit – mehr darĂŒber gelernt, meine FĂ€higkeiten verbessert. Die spĂ€rlichen AGs (Arbeitsgemeinschaften auĂerhalb des Unterrichts) waren niveaumĂ€Ăig oft mies, was mich u.a. auch dazu veranlasste selbst eine anzubieten (zum Thema âProgrammieren in ProfanÂČâ). NatĂŒrlich war ich damit ĂŒberfordert, obwohl es eine Menge SpaĂ gemacht hat. Aber man hĂ€tte mir da gerne auch unter die Arme greifen können.
Letztlich war mein auĂerschulisches und ist jetzt mein auĂeruniversitĂ€res Interesse enorm wichtig um auf dem Laufenden zu bleiben, gerade in so einer schnellebigen Branche wie dem Internet.
@ Eric
das kann ich gut nachvollziehen, einerseits ist es gut, wenn man vieles selber in die hand nimmt, dann lernt man auch am meisten, andererseits denkt man, wozu gehe ich dann in die schule.
Das auĂerschulische Erfahrungen, informelles und nonformales Lernen, bedeutsam sind, hat man schon lĂ€ngst erkannt.
Es ist aber nicht nur die Schule – wobei man auch hier nicht alles und alle ĂŒber einen Kamm scheren kann. Viele Erwachsene tun sich prinzipiell schwer der technologischen Entwicklung zu folgen. Noch viel schwerer ist es jedoch zu verstehen, wie Jugendliche diese Technologien fĂŒr sich nutzen, verfremden und neu erfinden.
Dazu bedarf es Interesse an dem was Jugendliche tun und es bedarf des Einlassens in das wie sie es tun.
Da passt gut was du, Eric, schreibst. Nicht ein Lehrer hĂ€tte den Kurs anbieten mĂŒssen, aber es hĂ€tte jemand da sein mĂŒssen/sollen, der dich in deiner Eigeninitiative unterstĂŒtzt.
Ein gemeinsames Lernen, wo die Grenze Lehrer und SchĂŒler verschwindet, wenn die Lehrenden auch gleichzeitig Lernende sein können, dies wĂŒrde ich mir wĂŒnschen. Dass Spass und Freude am Lernen selbst im Vordergrund ist, und das gemeinsam etwas neues Entdecken und gegenseitig Beibringen die treibende Kraft fĂŒrs Lernen ist, dann kann ich mir vorstellen, dass die Erwachsenen sich auch trauen, Neues auszuprobieren und eventuell selbst von den JĂŒngeren lernen.