Inhalt

Home » Meral bloggt

VerĂ€ndern „Neue Medien“ unser Denken, unser Zusammenleben?

von 28. Mai 2010 6 Kommentare

In Vorbereitung auf die morgige Diskussion bei Henkel „ob und wie neue Medien unser Denken und unser Zusammenleben verĂ€ndern“ werde ich hier meine ersten Gedanken aufschreiben. Meine Antwort ist nicht schwer zu formulieren, schliesslich trage ich zu dieser VerĂ€nderung seit drei Jahren mit Digitalks bei.

Ich kann diese Frage gewissensruhig mit „JA“ beantworten, und ich bin froh darĂŒber, dass es so ist, ich stehe positiv gegenĂŒber der neuen Entwicklungen wie Internet, Mobiltelefonie oder Social Web. Ich kann Ihnen ganz kurz schildern, was Internet mit mir gemacht hat: seit 2007 bin ich ein Hinterfrager, ein Linkschleuderer, ein Analytiker und ein Vernetzer und so bin ich nur durch Internet geworden.

Es ist einfach, alles Neue zu verdammen und zu sagen „Internet macht uns dumm“ „neue Medien ruinieren die Menschheit“, nur ein Beispiel aus meiner Volksschulzeit, unser Mathe-Lehrer pflegte zu sagen: “ ihr seid alle so faul, seit es Taschenrechner gibt und seit es digitale Uhren gibt, könnt ihr nicht mehr Kopfrechnen, ihr werdet dement“. Wir sind schon bequem geworden, alles was anders geht, machen wir nicht mehr im Kopf. Auf der anderen Seite sind wir auch neugierig, auf Neues, auf Unbekanntes. Alle reden von Informationsflut, wie wir darunter leiden und wie wir daran zugrunde gehen werden. TatsĂ€chlich haben Sie jetzt viel mehr Möglichkeiten Ihr Wissen und Erfahrungen weiterzugeben. Wiederum ist es Aufgabe des EmpfĂ€ngers diese ankommenden Informationen zu filtern. D.h. es wird von Ihnen erwartet, dass Sie die fĂŒr Sie relevanten Informationen finden. Zum Teil lesen Sie selber sehr viel oder ĂŒberfliegen sehr viele Nachrichten und speichern ab, dass sie diese Nachricht jederzeit finden. Andererseits Folgen bzw. Abonnieren Sie Menschen so wie Sie frĂŒher Zeitungen, FernsehkanĂ€le abonniert haben, die fĂŒr Sie relevante Informationen filtern und zusammenstellen. So interagieren Sie auch mit diesen Seiten bzw. Blogs bzw. Personen, die Ihnen eine gewisse Filterfunktion abnehmen. Sie tauschen sich aus, kommentieren gegenseitig und das passiert in Real-Time, eine große Herausforderung, wie es sich jetzt herausstellt.

Unser Gehirn muss zwangsweise anders funktionieren, das ist aber an sich nichts Schlechtes. Was bisher mit uns geschah, war ja auch nicht unbedingt das optimale. Die Arbeitswelt hat die eigenen Spielregeln aufgebaut, wenn Sie angestellt sind, wird es von Ihnen erwartet, dass Sie genaue Anweisungen befolgen und nicht viel denken und neues erfinden, optimieren etc. Sie sind darauf getrimmt die Job-Beschreibung auszufĂŒhren und nicht links und rechts zuschauen. Und genau da denke ich, wird es auch eine VerĂ€nderung geben, in der Organisation von Arbeit. Nicht nur wie wir neue Medien fĂŒr die Kommunikation nutzen, sondern wie wir Arbeit organisieren.

In einem Artikel von New York Times lese ich folgende Aussage von Adam Gazzaley, Neuroscientist an der University of California San Francisco: “ The nonstop interactivity is one of the most significant shifts ever in the human environment. We are exposind our brains to an environment and asking them to do things we weren’t neccessarily evolved to do“. Nach dem heutigen Keynote-Vortrag von Rainer Maria Köppl weiss ich, dass die Menschheit sich durch die Erfindung von Sprache, Bild, Schrift, Buchdruck, Ton, Film, Multimedia stĂ€ndig im Wandel befindet. Unsere Industrialisierung liegt gerade mal ein paar hundert Jahre zurĂŒck. Unsere jetzige Arbeitsgesellschaft existiert seit 60-70 Jahren und wir reden darĂŒber als ob das alles schon immer so wĂ€re. Wie die Industrialiserung uns gezwungen hat in Fabriken zu arbeiten und danach die Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft in BĂŒrogebĂ€uden, das war alle schön und gut, unser Gehirn war damit nicht ĂŒberfodert. Erst jetzt wo es ein Shift in unserem Denken passieren soll, sollen wir als Mensch Gefahren ausgesetzt sein, die Konsequenzen haben werden. Ich denke, ganz im Gegenteil, jetzt endlich wird von jeder/m auch erwartet, dass er/sie mitdenkt, weil er/sie ohne Mitdenken nicht mehr mitkommen wird.

Ich plĂ€diere dafĂŒr unsere Schulsysteme, unsere Arbeitswelten zu ĂŒberdenken und viel mehr InteraktivitĂ€t und viel mehr FreirĂ€ume hineinzupacken.

Durch das Internet, das Social Web bzw. die Smartphones ist jede/r imstande, sich zu beteiligen und sich zu Ă€ußern, es ist jetzt unsere Aufgabe aus den „in PassivitĂ€t geschulten Menschen“ wieder frei denkende zu machen. Die nicht alles blind glauben, blind kopieren, die auch eine Gegenmeinung haben und auch links- und rechts- schauen können.

Mich wĂŒrde viel mehr interessieren, was ihr dazu meint. Wie und in welchem Bereich kann die Gesellschaft von der zunehmenden Digitalisierung der Informationen profitieren? Wo im Web bekommt ihr die besten, wertvollsten Informationen, die ihr beruflich benötigt? Was bedeutet „Social Media“ fĂŒr euch und was wĂŒrdet ihr am meisten vermissen, wenn es dies alles nicht geben wĂŒrde.

6 Kommentare »

  • yves sagt:

    Hey Meral,
    ich kann mir vorstellen, dass das Ganze in einem solchen Kontext ablaufen könnte:

    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-58852978.html

    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-58852980.html

    http://www.theatlantic.com/magazine/archive/2008/07/is-google-making-us-stupid/6868/

    Sprich, es ist so einfach durch Google/ Wikipedia etc. geworden sich schnelles Wissen anzueignen, welches kurz vorhanden ist und wieder verschwindet … muss man sich ja nicht merken, ist ja im I-net. usw. usw. Steht aber eh alles in diesen Artikeln. Der letzte link ist ewig lang aber zu diesem Thema empfehlenswert (denke ich) wie alle eigentlich.
    Aus den Artikeln ergeben sich dann auch die eventuellen Fragen.

    Ich denke das wird eine Richtung und hoffe es hilft … . Ruf mich einfach an oder Mail oder Twitter oder oder … wenn Du noch was brauchst. 😉

    Bzgl. Social Media kann ich wahrscheinlich eher weniger beitragen als andere …

    LG,
    Yves.

  • Meral sagt:

    Yves, vielen Dank, wegen den Links ist dein Kommentar in die Moderation gefallen, sorry, schau ich mir an.

  • Mein Bruder hat es IMHO sehr schön zusammengefasst:

    Das Internet reiht sich nahtlos in die lange Liste an Medien ein, bei denen es genauso binĂ€r ist: Fernsehen macht dumm, sagten uns damals in den 80ern aufgeregt die Psychologen. Jetzt ist das Fernsehen mit den Konsumenten mitgealtert und macht plötzlich weniger dumm als das Internet, weil die 50plus-Generation es halt schon so gewöhnt ist. BĂŒcher machen klug, keine Frage – zumindest manche. Das Ausmaß an strunzdummen Machwerken, die dennoch gelesen werden, ist genauso unermesslich. Zeitungen können ein Weltbild ausdifferenzieren und fĂŒr Frischluft im Kopf sorgen. Die meisten wĂ€hlen aber jene, die das nicht tun.

    Was eigentlich gefragt sein sollte: Wie wird man mĂŒndiger Medienkonsument? Der wichtigste Ansatz: Nicht immer nur BestĂ€tigung der eigenen Vorurteile suchen. Das Wertvolle ist die andere Meinung. Solange die nicht strunzdumm ist.

  • Ali Mahlodji sagt:

    Gegenfrage: Hat das Fernsehen unser Zusammenleben verĂ€ndert? Die Antwort auf diese Frage kann man auf die „neuen Medien“ 1:1 ummĂŒnzen.
    Auch das Fernsehen war mal als „new media“ in aller Munde.

  • Meral sagt:

    genau so denke ich auch lieber Martin & Ali, warum dauernd nur diskutieren ob etwas uns „dumm“ macht oder „ruiniert“ reden wir darĂŒber was es uns nutzt und wie wir es am besten nutzen können.

  • […] und hier nachzulesen “wie neue medien unser denken verĂ€ndern“ […]